Ahnenverlust

Theoretisch verdoppeln sich die Vorfahren eines Menschen mit jeder Generation die man zurückgeht (jemand hat zwei Eltern, vier Grosseltern, acht Ur-Grosseltern etc.), die Weltbevölkerung jedoch ist über die Zeit gewachsen (Wikipedia-Autoren, 2004a). Deshalb wird zwangsweise ein Punkt erreicht an dem ein Mensch mehr theoretische Vorfahren hat als die Welt zur damaligen Zeit Einwohner und dafür muss man nichtmal mit einbeziehen dass es die Geografie der Erde unmöglich macht von der gesamten Weltbevölkerung abzustammen.

Es ist deswegen unausweichlich, dass im Stammbaum einige Verwandtenehen vorkommen. Ehen zwischen Verwandten führen dazu dass ein Mensch weniger Vorfahren hat als er theoretisch haben könnte (ein Kind einer Cousinenehe hat z.B. nur sechs von acht theoretisch vorkommenden Grosseltern). Die Differenz zwischen den tatsächlich vorkommenden und den theoretisch möglichen Vorfahren wird als Ahnenverlust bezeichnet (ein Kind einer Cousinenehe z.B. hat in der Generation der Ur-Grosseltern einen Ahnenschwund von 25%).

In diesem Post illustriere ich das Phänomen am Beispiel meiner Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur Grossmutter Anna Maria Wenk (geb. Schmid). Anna Maria lebte im 18. Jhr. in der Ortschaft Stein in St. Gallen. Stein zählte zur damaligen Zeit weniger als 1000 Einwohner und da es damals nicht unüblich war sein Leben nur an einem Ort zu verbringen, waren Ehen zwischen Verwandten unvermeidlich (Wikipedia-Autoren, 2004c). Das folgende Bild zeigt die Ahnentafel von Maria. Gemeinsame Vorfahren der Eltern sind auf der mütterlichen Seite türkis gefärbt.

Aus der Ahnentafel wird ersichtlich, dass Marias Eltern Cousins zweiten Grades aber auch zweimal Cousins dritten Grades waren. Ausserdem waren auch schon die Eltern ihrer Mutter Anna Maria Looser Cousins zweiten Grades. In der Generation ihrer Ur-Ur- Grosseltern hat Maria nur noch 24 von 32 theoretischen Vorfahren und damit einen Ahnenverlust von 25 %. Den gleichen Ahnenverlust in der 5. Generation hatte z.B. Jean von Nassau, der 2019 Verstorbene Grossherzog von Luxemburg (Wikipedia-Autoren, 2004d).

Die Berechnung dieses Ahnenverlust basiert natürlich nur auf den bekannten Vorfahren. Da die meisten Vorfahren aus dem gleichen Dorf stammen ist es nicht unwahrscheinlich, dass z.B. alle im Stammbaum erwähnten Looser den gleichen Vorfahren, haben auch wenn zwischen Jacob und Michael Looser keine bekannte Verwandschaft besteht. Der Ahnenverlust ist also wahrscheinlich noch höher.

Ahnenverlust ist nicht unbedingt mit Inzucht gleichzusetzen (Wikipedia-Autoren, 2004b). So haben z.B. die Kinder aus einer Beziehung zwischen Cousinen, sowie aus einer Beziehung zwischen Halbgeschwister den gleichen Ahnenverlust (25 %). Da jedoch der Verwandschaftsgrad zwischen Cousinen niedriger ist als der zwischen Halbgeschwistern ist eine Cousinenbeziehung für potenzielle Kinder weniger schädlich.

Dies zeigt sich auch an Anna Maria. Ihr Ahnenschwund beträgt 25 % während ihr Inzuchtkoeffizient nach Wright (vorausgesetzt meine Berechnungen stimmen) nur etwas weniger als 4 % beträgt. Der Inzuchtkoeffizient einer Person, deren Vorfahren alle der gleichen ethno-geographischen Gruppe angehören liegt normalerweise zwischen zwei und vier Prozent.

Quellen

Wikipedia-Autoren. (2004a, March 19). Ahnenverlust. https://de.wikipedia.org/wiki/Ahnenverlust

Wikipedia-Autoren. (2004b, April 1). Inzuchtkoeffizient. https://de.wikipedia.org/wiki/Inzuchtkoeffizient

Wikipedia-Autoren. (2004c, April 2). Stein SG. https://de.wikipedia.org/wiki/Stein_SG

Wikipedia-Autoren. (2004d, May 19). Jean (Luxemburg). https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_(Luxemburg)

Die genealogischen Daten stammen aus dem Toggenburger Genealogiewerk