Melchior Bürgler

Melchior Bürgler war nicht nur der Stammvater der alten Muothataler Bürgler, sondern auch ihr prominentestes Mitglied, eine kleine Biographie:

Frühes Leben

Melchior Bürgler war der Sohn von Lienhard Bürgler und Elisabeth Betschart und damit der Enkel von Hans Melchior Bürgler und Barbara Imhof den Stammeltern der Illgauer und Muotathaler Bürgler (Gwerder, 1997, S. 394 ff.). Melchior selbst war der Stammvater der alten Muotathaler Bürgler.

Geboren wurde er wahrscheinlich in Illgau an der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert, wobei das genaue Datum unbekannt ist. Seine Frau war Veronica Keller mit der er die Söhne Balthasar und Melchior sowie die Töchter Margreth, Othilia und Marie (Gwerder, 1997, S. 394 ff.). Im Jahre 1533 war er Besitzer der Liegenschaft Wäpfenen in Unterillgau, zog jedoch später mit seinem Bruder Jacob ins Muotathal.

Landweibel im Muothatal

Melchior Bürgler war in der Zeit um 1561 Landweibel des Muotathals. Für das Jahr 1561 sind zwei von ihm versiegelte Gülten überliefert (Gwerder, 1997, S. 375 & Dettling, 1950). Da zur damaligen Zeit laut Stammbuch kein anderer Melchior Bürgler im Muotathal lebte, handelt es sich wohl um diesen hier.

Der Landweibel wurde von der Landsgemeinde gewählt und war für die Administration der Gemeinde zuständig (Weibel, 2012). So versiegelte er wie schon erwähnt Urkunden, war aber auch Gefängniswärter, Stimmenzähler oder Vorsitzende im erstinstanzlichen Zivilgericht. Der Beruf wurde meistens vollzeitlich ausgeübt.

Landvogt

Im Jahre 1564 wird ausserdem ein Melchior Bürgler Schwyzer Landvogt in Luggarus (ital. Locarno) (Gwerder, 1997, S. 375). Nach dem Ende seiner zweijährigen Amtszeit beschwerten er und der Landschreiber Balthasar Mürdi sich über Verleumdnungen durch zwei ihrer Untertanen, welche sie der Tyrannei bezichtigten (Krütli, 1861). Die Leute von Luggarus wurden aufgerufen sich mit Beschwerden, falls diese Vorhanden wären, zu melden. Es fanden sich jedoch keine Kläger, stattdessen sagten viele aus, dass der Landvogt und der Landschreiber zu allgemeiner Zufriedenheit regiert hätten. Auch die Tagsatzung sah sich mit der Rechtfertigung der Angeklagten befriedigt.

Die Ennetbirgischen Vogteien waren damals noch relativ neu im Besitz der Eidgenossenschaft. Luggarus selbst befand sich erst seit 1513 vollständig im Besitz der Schweiz (Wikipedia, 2017). Die Landvögte lebten im Castello Visconteo, von wo sie Aufgaben der Administration und der Gerichtsbarkeit warnahmen.

Andere Ämter

In den Jahren 1570, 1575, 1577, 1578 und 1579 nahm Melchior, Alt-Landvogt und Ratsherr, als Ratsbote für Schwyz an mehreren Konferenzen mit den anderen Eidgenössischen Orten Teil, 1578 auch an der Tagsatzung (Krütli, 1861). Auch im Kanton Schwyz war er als Vogt tätig und war 1578 zusammen mit Säckelmeister Auf der Mauer und Landschreiber Haglig anwesend als der Kappellvogt von Seewen Rechnung ablegt (Dettling, 1931).

Leider ist es nicht möglich mit vollständiger Sicherheit zu sagen ob der Landvogt, Ratsbote und Ratsherr Melchior Bürgler auch der Landweibel Melchior Bürgler ist. Auf den ersten Blick erscheint es wahrscheinlich, da die Amtszeiten des Vogt Melchior Bürgler in die geschätzte Lebenszeit des Landweibels Bürgler passen und dieser schon ein politisches Amt innehatte. Andererseits muss beachtet werden, dass zu dieser Zeit auch andere Bürglergeschlechter im Raum Schwyz existierten welche ebenfalls einige Amtsträger hervorbrachten (z.b. Vogt Konrad Bürgler, wahrscheinlich ein Bürgler von Seewen (Gwerder, 1997, S. 375)).

Für Melchior Bürgler existiert kein genaues Todesdatum, Gwerder schliess allerdings aus dem Jahrzeitbuch Muothatal, dass er in der Zeit nach 1567 gestorben sein muss (1997, S. 394).

Quellen

Dettling, A. Schwyzerischer Geschichtskalender. Schwyz [1915]

Gwerder, A. (1997). Liegenschaftsgeschichte Muothatal – Illgau. In Ohne Titel (Bd. 5). Druckerei Triner.

Krütli, J. K. (1861). Die eidgenössischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1245-1789. Die Bundesbehörden.

Weibel. (2012, 6. August). hls-dhs-dss.ch. Abgerufen am 10. September 2022, von https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010088/2012-08-06/

Wikipedia. (2017, 9. Dezember). Castello Visconteo (Locarno). Abgerufen am 10. September 2022, von https://de.wikipedia.org/wiki/Castello_Visconteo_(Locarno)